Antwort der Realschule Fahrn auf Schändung eines Stolpersteins

Wiedereinsetzung des Stolpersteins
Stolperstein zum Andenken an Jaring Woudstra
Die Schülerinnen Hatice, Romana und Selina tragen den "Traum vom Frieden" vor

7. Oktober 2014: Marsha Tigges, kürzlich pensionierte Lehrerin unserer Realschule Fahrn, steht an der Walsumer Hubbrücke und berichtet den umstehenden Menschen von bewegenden Momenten anlässlich der Verlegung eines Stolpersteins zum Andenken an den sozialdemokratischen Binnenschiffer Jaring Woudstra, der 1943 wegen seiner Widerstandstätigkeit von den Nazis enthauptet wurde.

Wovon Tigges spricht, liegt inzwischen neun Jahre zurück. Im Rahmen einer groß angelegten Stolpersteinaktion hatte die Realschule insgesamt sieben Stolpersteine im Duisburger Norden eingeweiht. Marsha Tigges und der damalige Schulleiter Herbert Louis hatten sich 2005 mit zwei Klassen auf den Weg gemacht, um der Stolpersteinverlegung am Walsumer Nordhafen einen würdigen Rahmen zu verleihen.

Und jetzt steht Marsha Tigges wieder an gleicher Stelle, um mit anderen die Wiedereinsetzung des Stolpersteins würdig zu begehen, zu der die Realschule eingeladen hat.

 

Wiedereinsetzung? Was war geschehen?

In der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2014 hatten Unbekannte den 10 x 10 cm großen, in den Bürgersteig eingelassenen Stolperstein geschändet, indem sie ihn mit brachialer Gewalt herausbrachen und die Böschung des Hafenbeckens hinabwarfen, wo er Tage später wiedergefunden wurde, allerdings in arg ramponiertem Zustand. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.

Und jetzt, am Vormittag des 7. Oktober 2014, stehen Schüler, Lehrer, Eltern, Vertreter der Kirchen, des Stadtjugendrings, der Initiative "Erinnern gegen Rechts" und interessierte Bürger an der Hubbrücke und wohnen der Wiedereinsetzung bei, die mit Unterstützung der Firma "Natursteine Kleinfeld" stattfindet. Lehrer Michael Mokwa ruft die Biographie des Binnenschiffers Jaring Woudstra ins Gedächtnis zurück, die Schülerinnen Hatice, Romana und Selina tragen den "Traum vom Frieden" vor. Mit instrumentaler Unterstützung auf dem Bandoneon durch den Alt-Walsumer Heinz Schierl werden Lieder gesungen. Lehrer Helmut Feldhaus betont, Gedenken dürfe nicht nur rückwärts gerichtet sein. Das Problem der Verfolgung sei aktueller denn je, schaue man sich das menschenverachtende Treiben der IS-Terrormilizen im Nahen Osten an. Feldhaus fordert zu einer Haltung menschlicher Solidarität auf und warnt vor braunen Rattenfängern.

Es ist eine würdige Gedenkfeier oben an der Hubbrücke. Sie endet mit einem Lied, das die Hoffnung aller Verfolgten zum Ausdruck bringen, zugleich aber auch als Aufforderung an alle Duisburger verstanden werden soll, sich der Verfolgten anzunehmen, solange in deren Heimat keine Ruhe eingekehrt ist: We shall overcome.

 

(Helmut Feldhaus - Lehrer an der Realschule Fahrn)


Bericht in der WAZ vom 7.10.2014

lokalcompass vom 7.10.2014