Mahnwache anlässlich der Reichspogromnacht vor 75 Jahren


Walsum-Aldenrade, Platz der Erinnerung, Samstagmorgen, 9. November 2013, 11 Uhr: Zehntklässler der Realschule Fahrn haben sich mit einigen Lehrern, Vertretern der Initiative „Erinnern gegen Rechts“ und Walsumer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an der Gedenkstätte für die Walsumer Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu einer Mahnwache eingefunden. Auch Herbert Louis, der seit wenigen Monaten pensionierte Schulleiter, der wie kein anderer den Geist der Realschule Fahrn geprägt hat, ist in alter Verbundenheit erschienen.

 

Auf den Tag genau 75 Jahre zuvor, am 9. November 1938, ereigneten sich in Deutschland die Gräueltaten der Reichspogromnacht. Die Ereignisse markierten die Perversität der Nazis, von der Diskriminierung der Juden allmählich zu deren Vernichtung übergehen zu wollen.

 

Lasst uns gemeinsam innehalten“, reckt Larissa ein Plakat in die Höhe. Auf anderen Plakaten ist zu lesen: „Nazis haben auch Walsumer verfolgt!“ Oder: „Die Opfer lebten in unseren Nachbarschaften!“ Die Verfolgung von Juden, Sozialdemokraten, Sintis, Kommunisten u.a. durch die Nazis wird greifbar. Manche Walsumer konnten damals rechtzeitig fliehen. Jasmin macht das deutlich: „Asyl im Ausland: Für viele die Rettung!“ Warum dieser Hinweis?

 

Szenenwechsel: Im bürgerkriegsgeschüttelten Syrien haben abertausende Menschen Angst um ihr Leben. In vielen weiteren Ländern, die nicht so sehr im Fokus der Medien stehen wie Syrien, werden Menschen ebenso aus politischen, religiösen oder ethnischen Gründen verfolgt und mit Gefängnis oder gar Tod bedroht. Sicherheit bietet diesen Menschen zumeist nur das Asyl im Ausland. Auch unser Land gehört zu diesem Ausland.

 

Wieder zurück nach Walsum: Unsere lokale Geschichte lässt uns alle Lehren ziehen für unser politisches Handeln. Das gilt insbesondere für die Schülerinnen und Schüler. Max hat auf sein Plakat geschrieben: „Realschule Fahrn gegen Rassismus und Diskriminierung!“ Und Gerard fordert uns alle auf: „Lassen Sie uns aufstehen für Toleranz und Zivilcourage!“ Ein schönes Schlusswort, wie ich finde.

 

(Helmut Feldhaus - Lehrer an der Realschule Fahrn)


Bericht in der WAZ vom 10.11.2013